
Programm
Das „Ensemble TONUS“ präsentiert sich in diesem Programm in der klassischen Ensemblebesetzung (Stadtpfeiffer) genauso, als auch soloistisch in Kombination mit Gesang.
Stadtpfeiffer waren besonders im 14. bis 18. Jahrhundert von Städten angestellte Musiker, die sich in Zünften zusammenschlossen; deren Aufgaben lagen in der musikalische Gestaltung von Festlichkeiten der Stadt. Auch kleinere Städte besaßen eine Stadtpfeiferei. Die Tradition der Stadtpfeifer erhielt sich, besonders in Mitteldeutschland, bis ins 20. Jahrhundert. Vielerorts gingen zunächst städtische Musikkapellen, dann auch städtische Orchester daraus hervor.
Stadtpfeifer spielten auf Zinken, Naturtrompeten, Posaunen, Streich- und Schlaginstrumenten.
In der Literatur sind exemplarisch ein bis zwei Zinken und drei Posaunen zu finden.
Auch wurden sie teils zur Kirchenmusik herangezogen. Dabei galt: normale Tage im Kirchenjahr wurden mit Posaunen und Zinken gespielt, Festtage mit Trompeten und Pauken. (Bis heute ist „mit Pauken und Trompeten“ ein Idiom für etwas Großartiges).
Unsere musikalische Zeitreise beginnt in der Renaissance und erstreckt sich beginnend mit den Kompositionen von Pierre Attaingnant vom Ende des 15. Jahrhunderts über Girolamo Frescobaldi, Johann Vierdank, Andreas Hammerschmidt, Giovanni Legrenzi, Antonio Caldara (16./17.Jahrhundert ) bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zu Alessandro Scarlatti und Georg Friedrich Händel in den sogenannten Hoch- und Spätbarock.
Während dem Barock emanzipierte sich die in der Renaissance streng an den Gesang gekoppelte Instrumentalmusik. Dies zeigt sich im konzertanten Prinzip, dem bewegten Zusammenwirken und quasi Wetteifern von Stimmen - vokal wie instrumental.
Zu den Melodiestimmen trat meist der Generalbass, eine in einer besonderen Ziffernnotation aufgezeichnete, durchgehende und improvisatorische Begleitung. In unserem Ensemble übernimmt diesen Part Johannes Maria Bogner.
Unsere Instrumente sind original Kopien historischer Vorlagen. Das Klangideal dieser Instrumente war ein weicher der menschlichen Stimme ähnlicher Klang, mit dem es gelang, die verschiedenen menschlichen Stimmungen zum Ausdruck zu bringen. Ein sehr wichtiges Teil unseres Konzertprogramms bildet daher das Cornetto - gespielt von Heinrich Bruckner. Dieses blockflötenartige Instrument, das mit einem Trompetenmundstück gespielt wird, wurde neben der Posaune, von Hans Peter und Otmar Gaiswinkler sowie von Johannes Fuchshuber geblasen, vor allem in der Kirchenmusik eingesetzt.
War die Trompete noch im Mittelalter ein Instrument der fahrenden Musikanten gewesen, traten die Trompeter in der Renaissance zunehmend in die Dienste der Obrigkeit. Die Trompete diente nun der höfischen Repräsentation und der Signalgebung in Heer und Kavallerie – beides Aufgaben von hohem Sozialprestige. Die Trompete war zum Symbol von Herrschaft und Macht geworden und stand alleine den Herrschenden zur Verfügung. So hatten Trompeter schließlich häufig den Rang hoher Hofbeamter oder Militärs. Zu hören ist beispielsweise die von Trompeten dominierte Einleitung aus Monteverdis Oper L’Orfeo, die er zwecks Fürstenhuldigung voranstellte und die Hausfanfare der Familie Gonzaga war.
Heinrich Bruckner , Hans Peter und Otmar Gaiswinkler sowie Johannes Fuchshuber spielen diese herrschaftlich festlichen Trompetenaufzüge, welche melodisch wie rhythmisch geprägt, in unserem Programm an markanten Stellen - am Anfang und in der Mitte - zu hören sind.
Bereits im Frühbarock fand die Trompete auch Eingang in die Kunstmusik. Zu besonderen Anlässen, etwa hohen Kirchenfesten, erlaubten manche Fürsten, dass ihre Trompeter zusammen mit anderen Instrumentalisten und Gesangssolisten spielten. Eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Trompetenmusik spielte die Hofkapelle von Kremsier, wo unter anderem Johann Heinrich Schmelzer wirkte, der dank hervorragender Musiker qualitativ hochstehende Musik für dieses Instrument schaffen konnte. Händel und Scarlatti setzten darüber hinaus die Trompete nicht nur zu Orchesterzwecken, sondern auch virtuos konzertierend gemeinsam mit Gesangssoli ein. Diese Entwicklung vom Trompeter als Fanfaren- und Orchestermusiker zum Solisten spiegelt sich in unserem Programm in den Gesangsarien con Tromba gemeinsam mit der Sopranistin Belinda Loukota eindrucksvoll wider.
"hinausTROMPETEn, ausPOSAUNEn, einSTIMMEn"
Zum Programm
Claudio Monteverdi Toccata aus "L’Orfeo"
1567-1647
Giovanni Buonamente Canzon à 4
?-1642
Nicolo Corradini Cantate Domino
ca. 1585-1646
Girolamo Frescobaldi Canzona
1583-1643
Andreas Hammerschmidt Herr Jesu Christ
1611-1675 (aus "Musikalische Andachten")
Bernardo Storace Ciacona
Ende 17 Jhd.
Antonio Caldara Caro mea vera est sibus
1670-1736
Giovanni Legrenzi Lumi potete piangere
1626-1690
Daniel Speer 3 Sonaten
1636-1707
Pause
Cesare Bendinelli Sonata aus "Tutta l’arte della
ca. 1542–1617 Trompetta"
Alessandro Scarlatti Mio tesoro per te moro
1660-1725
Johann Vierdank Sonata
1605-1646
Henry Purcell O, O let me Weep! aus
1659-1695 "The fairy Queen"
Girolamo Frescobaldi Canzona seconda
1583-1643
Georg Friedrich Händel Let the bright Seraphim
1685-1759
Pierre Attaingnant „Quart & Cinquiesme livre de danceries“
ca.1494-1551/52 Suite